An dieser Stelle nach und nach meterspurige Meldungen aus dem Rhein-und Lahn-Anzeiger. Amtsblatt der Stadt Nastätten. Naturgemäß in der Hauptsache die Nassauische Kleinbahn betreffend. Vereinzelt auch Meldungen von der Tram (ehemals Kleinbahn) Eltville - Schlangenbad.
Stadtarchiv Nastätten


Ausgabe 95 vom 13.08.1921
"Heimatliches" - Nastätten
Die Heizung der Eisenbahnabteile, auch auf den Kleinbahnen, soll in diesem Herbst und Winter wieder allgemein durchgeführt werden. Es ist bereits Order gegeben, die Kohlenvorräte entsprechend zu erhöhen und die Ausbesserung der Heizanlagen vorzunehmen, die dies oft sehr nötig haben. Das ist doch wenigstens etwas.

Nr. 91, Donnerstag den 4.8.1921

Katzenelnbogen, 3. Aug. Infolge der großen Dürre gerieten am 28. Juli auf der Strecke Katzenelnbogen, Mittelfischbach, Berndroth, Rettert, verschiedene Erntefelder in Brand. Die enstandenen Feuerherden wurden sofort von Mittelfischbach aus gesehen und in verhältnismäßig kurzer Zeit eingedämmt. Immerhin verbrannten eine beträchtliche Anzahl Kornhaufen und ungefähr 80 Ruten abgemähter Hafer. Da in letzter Zeit öfters solche Brände vorkommen, wäre den Kleinbahnern mehr Vorsicht zu empfehlen.

Nr. 90, 02.August 1921

Dachsenhausen, 30. Juli.
Wie das allgemeine Ortsgespräch ist, wird der hiesige Bahnmeister seine sofortige Entlassung bei der Kleinbahn erhalten. Dieses ruft hier und in der ganzen Umgegend sehr große Freude hervor, da derselbe durch sein protzenhaftes Benehmen überall gemieden wurde.


Die Antwort des Bahnmeisters erfolgte in Ausgabe 103 vom 01. September 1921 unter "Eingesandt."

Dachsenhausen, 28. August 1921. Zu den öffentlich kursierenden Gerüchten über meine Person diene folgendes zur Aufklärung: Es ist weder eine gerichtliche Anzeige gegen mich erstattet worden, noch viel weniger war ein gerichtliches Verfahren gegen mich eingeleitet worden; also mit anderen Worten; Es hat sich kein Gericht mit meiner Sache beschäftigt, weil hierfür, laut meiner Begründung bezw. Rechtfertigungsschreibens an den Schlichtungsausschuß, den ich sowohl als auch der Angestelltenrat in meinem Interesse angerufen hatte, kein Grund vorlag. Auch der Schlichtungsausschuß war einstimmig der Meinung, daß weder eine strafbare Handlung noch viel weniger eine Unterschlagung vorlag und kam zu der Erkenntnis, daß meine fristlose Entlassung vollständig haltlos und ungerechtfertigt sei und verurteilte die Direktion daher mich sofort, unter Nachzahlung sämtlicher mir gesperrten Gelder, Gehalt usw., wieder einzustellen, was auch inzwischen geschehen ist. Seitens der Gewerkschaftsvertreter wurde noch besonders hervorgehoben, daß seitens der Direktion der Allgem. Deutschen Kleinbahn schon mehrere Fälle in kürzerer Zeit vorgekommen seinen, daß unliebsame Beamte, kurz vor Eintritt in das pensionsfähige Dienstalter wegen der hohen Gehaltsbezüge, Pensionsnutznießungen etc. infolge nichtiger Gründe ihre Entlassung bekommen haben. Daß vorstehende Angaben richtig sind, können außer die Arbeitgeberbeisitzer, Herr Maurermeister und Bauunternehmer Herm. Jos. Seil aus Oberlahnstein und Herr Bergwerksdirektor Brummenbaum aus Braubach, welche bestätigen, daß ihnen solche Fälle wie der meinige auch schon selbst passiert seinen, auch noch die Herren Zugführer Albert Schnee und Lokomotivführer Franz Strobel IV., beide aus Nastätten, bestätigen auch daß in der Verhandlung seitens des Schlichtungsausschusses festgestellt wurde, daß meinerseits nur ein Versehen bezw. gewisse Nachlässigkeit vorliege.
Waldow, Bahnmeister

Nr. 87 Dienstag, den 26. Juli 1921

Nastätten
Nassauische Kleinbahn Aktien-Gesellschaft in Berlin. Die Generalversammlung genehmigte die Jahresrechnung für 1920 und erteilte die Entlastung. Die Bahn vereinnahmte insgesamt 2.844.465 Mark (i.V. 1.020.805 Mark). Die Ausgaben erforderten 2.805.647 Mark (i.V. 1.002.850 Mark), so daß ein Betriebsüberschuss von 38.818 Mark (i.V. 17.955 Mark) verbleibt. Der Betriebskoeffizient stellt sich somit auf 98,63% (i.V. 98,24%). Zu dem Betriebsüberschuß treten außerordentliche Einnahmen mit 587.311 Mark. Diese stellen den Mehrerlös aus dem Verkauf von zwei Lokomotiven, einem Schwimmkran und Baumaterial infolge Abbruchs der 3,31 Kilometer langen Strecke Braubach - Oberlahnstein dar. Es erforderten Verwaltungskosten 17.506 Mark (i.V. 8529 Mark), Zinsen 96.345 Mark (i.V. 69.980 Mark), die vorgeschriebenen Überweisungen 27.770 Mark (i.V. 27.300 Mark), so daß nach Deckung des Verlustvortrages mit 167.176 Mark ein Betrag von 317.333 Mark verbleibt, der für Erneuerungen zurückgestellt wird.


Anmerkungen:
Bei den beiden 1920 als verkauft genannten Lokomotiven dürfte es sich um Lok 15 (die spätere NWE 7 bzw. DR 99 6102) und Lok 7 handeln. Lok 7 wird in der Literatur immer nur als vor 1928 ausgemustert genannt, da sie in einer Aufstellung aus diesem Jahr nicht mehr enthalten ist. Käufer leider nicht bekannt.
Schwimmkräne gab es in St. Goarshausen und Braubach. Das Braubacher Exemplar gehörte wohl der Blei- und Silberhütte, ersetzt 1936. Der St. Goarshäusener Schwimmkran war aufgrund des 1917 errichteten und heute noch erhaltenen "Häusener Kran" überflüssig geworden.

Ausgabe 117 vom 4.10.1921

Zollhaus, 30. Sept. Am 24.ds. Mts. wurde bei der Güterabfertigung in Zollhaus bei Aushändigung einer Kiste an den Empfänger festgestellt, daß aus der Kiste 5 Flaschen Likör entwendet waren. Der Verdacht den Diebstahl ausgeführt zu haben, lenkte sich auf einen Rottenarbeiter, der aushilfsweise in der Güterabfertigung verwendet wurde. Bei der in seiner Wohnung vorgenommenen Haussuchung fand man die gestohlenen Sachen zum größten Teil wieder vor. Der Täter, der noch zwei weitere Diebstähle im Güterschuppen in Zollhaus ausgeführt hat, ist geständig. Der Wert der Gegenstände beträgt 1800 Mark.

(Anm: Unklar ob Kleinbahn oder Staatsbahn.)

Es ist ein Spruch von Alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Das dürfte auf den Rottenarbeiter nur bedingt zutreffen: den Likör war er los einen Sack voll Sorgen hat er bekommen.

Vielen Dank fürs Zeigen!

Grüße

Jörn

Katzenelnbogen, 30. Nov. Die Verkehrseinrichtungen des Einrichs, Post und Kleinbahn, stellen die Gemeinden vor neue Fragen. Von der Direktion der nassauischen Kleinbahn wurde nämlich audrücklich erklärt, daß der von den interessierten Gemeinden geleistete Zuschuß, bei den auf den einzelnen Fahrstrecken geringen Einnahmen an Fahrgeld, gegenüber den enorm gestiegenen Ausgaben bei weiten nicht die Existenz der Kleinbahn sichere. In aller Kürze werden die Bewohner des Einrichs die Folgen wohl wieder zu spüren bekommen. Wie ist demgegenüber doch eine an der Staatsbahn liegende Gemeinde so vieler Sorgen enthoben.

Tariferhöhung bei der Kleinbahn.
Gleichzeitig mit den Staatseisenbahnen hat auch die Kleinbahn ab 1. Dezember ihre Tarife nicht unwesentlich erhöht. Es soll nicht verkannt werden, daß der Kleinbahnbetrieb durch die enormen Steigungen der Bahn in unserem gebirgigen Bezirk und den hierdurch bedingten großen Kohlenverbrauch, sich überaus kostspielig gestaltet. Ob aber eine so hohe Tariferhöhung nötig war, ist fraglich, umsomehr als die Gehälter der Angestellten der Bahn 14 % niedriger sind als die der Staatsbediensteten. Auch eine Besatzungszulage erhalten die Kleinbahner nicht. Im Interesse der Lebensfähigkeit der Bahn, was für unseren Bezirk, besonders aber Nastätten, Katzenelnbogen, Miehlen und Holzhausen eine Lebensfrage ist, muß nun jeder redlich denkende Geschäftsmann und Bürger es sich zur Aufgabe machen, es nicht zu Abwanderungen des Verkehrs von der Kleinbahn kommen zu lassen. Was eine weitere Betriebseinschränkung für unser Gebiet für Folgen haben würde, brauch wohl nicht erörtert zu werden. Möge sich jeder dies vor Augen führen und denken "Leben und leben lassen". Solange der Kleinbahndirektion noch keine Notenpresse wie Herrn Wirth zur Verfügung steht, muß sie entsprechend den steigenden Teuerungsverhältnissen auch mit ihren Tarifen notgedrungen Schritt halten.

Kleinbahn.
Im Anschluß an den Artikel "Tariferhöhung bei der Kleinbahn" werden wir von Seiten der Arbeiterschaft ersucht nachzutragen, daß ihre Bezüge gegen die der Staatsbahn noch um 40 % zurückstehen.

40 %

evtl. wurde hier auch noch zwischen Angestellten und Arbeitern unterschieden.
Könnte bedeuten Angestellte 14, Arbeiter 40 % unter Bezahlung der Staatsbahn.

Katzenelnbogen, 7. Dez.
Kleinbahnstationsmeister Chr. Obel zu Katzenelnbogen, früher in Braubach, der lange Jahre in russischer Gefangenschaft war, ist nachträglich mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden.

Katzenelnbogen, 12. Okt.
Der Winterfahrplan bringt auf unserer Strecke endlich wieder die gewünschte Verbesserung, indem der Abendzug von Zollhaus her wieder eine Stunde später gelegt wird, sodaß er Anschluß an den Hauptzug Limburg - Langenschwalbach - Wiesbaden hat.

Nastätten 10. Februar 1922: Schwerer Einbruch. Aus dem Güterschuppen der Kleinbahn wurden in der Nacht etwa 2 Zentner Leder, Kisten mit Schuhen, ein Kaffeeballen u.a.m. gestohlen. Eine Ermittlung des Diebes konnte trotz Einsatz des Braubacher Polizeihundes bisher nicht erfolgen.

Hallo,

wer weiss - vielleicht hat sich der Dieb in den Freistaat Flaschenhals* abgesetzt. Von der Zeit her würde es ja passen. ;-))

Grüße dry

*https://de.wikipedia.org/wiki/Freistaat_Flaschenhals